MORE THAN WORDS The eZINE on Gender Communication Viel Lärm um nichts? Der Hype um Alltägliches Es ist bekannt seit alters her … Männer und Frauen können noch so viel miteinander reden, und sie verstehen sich doch nicht. John Gray nahm das in seinem Buchtitel noch provokanter auf: „Männer sind vom Mars. Frauen sind von der Venus.“ Ich füge hinzu: „Manchmal wäre es gut, sie wären dort geblieben. Dann hätten wir vielleicht weniger Probleme.“ Doch ganz ehrlich, fehlte dann nicht die Würze in unserem Zusammenleben? Schauen wir in den Alltag, dann wird es sogar plakativ und teilweise platt. „Männer hören nicht zu und Frauen können nicht einparken“ wie von Allan und Barbara Pease beschrieben. Alles, was von John Gray oder dem Ehepaar Pease beschrieben wird, entbehrt nicht einer gewissen Komik, aber auch dem unspektakulären, alltäglichen, normalen Leben. Häufig genug werden die getroffenen Aussagen als plakativ bezeichnet, also „vordergründig in der Aussage“. Rennen wir deshalb jeder neuen Veröffentlichung, jedem Seminar, jedem Vortrag zum Thema „Kommunikation zwischen Mann und Frau“ hinterher, weil wir die Hoffnung haben, endlich die ultimative Erleuchtung zu bekommen. Tiefgründig zu verstehen, was passiert und wie wir damit umgehen können. Unsere heutige Zeit trumpft mit knackigen Sprüchen und somit Versprechungen auf, dass es eigentlich fast keine Chance mehr gibt, um in Ruhe über Alltägliches nachzudenken. Wir hetzen Versprechen hinterher. Je blumiger der Titel des Vortrags oder des Seminars, umso eher sind wir geneigt, daran teilzunehmen. Wir haben verlernt, auf die leisen Töne zu hören. Können wir wirklich noch zuhören? Zuhören mit allen Sinnen? Unser Gegenüber ganzheitlich und vollständig wahrnehmen? In den vielen Diskussionen, die ich bereits mit unterschiedlichsten Menschen geführt habe, kommen immer wieder Fragen und viele Alltagsbeispiele. z.B. unterschiedliche Prioritäten bei der Planung eines Gästeessens oder der eigenen privaten Mahlzeit. So vieles wird vorausgesetzt an Wissen beim anderen. Hier eine Kleinigkeit, scheinbar unwesentlich: Sie will Mittagessen kochen, hat noch diverse andere Aufgaben, er hat gerade Zeitkapazitäten. Sie bittet ihn, auf den Markt zu gehen und Kartoffeln zu holen. Er kommt zurück, sichtlich zufrieden mit seinem Ergebnis. Sie sieht nur, dass er große Kartoffeln mitgebracht hat, statt der sonst im Haushalt üblichen kleinen Kartoffeln … Die Stimmung ist hinüber. Sie ist verärgert, er auch. Sie hatte nicht die gewohnten Zutaten („aber er weiß doch, dass wir immer kleine Kartoffeln kaufen“), er fühlt sich nicht Wert geschätzt („jetzt habe ich meine wenige freie Zeit investiert, um für sie einzukaufen, und es ist nicht richtig.“) Plakativ? Okay, dann ist die Realität, der Alltag eben plakativ und vordergründig, spektakulär unspektakulär. Im Büro: in der Büroküche stapeln sich die benutzten Tassen. Stillschweigend erwartet jeder, dass die Sekretärin das doch einfach erledigt. Übrigens erwarten das nicht nur die Männer! Heutzutage sind Sekretärinnen/Assistentinnen ein rares Gut und deren Zeit ist mehr als begrenzt. Trotzdem verharren wir in alten Gewohnheiten und Erwartungen statt unser Hirn zu benutzen und schnell die benutzte Tasse in die Spülmaschine zu räumen. Für jeden wenige Sekunden Zeitaufwand, für die Sekretärin ein großer Zeitaufwand. Und ihre Arbeit bleibt liegen. Fällt Ihnen etwas auf? In beiden Beispielen wird wenig bis gar nicht gesprochen. Hier geht es um mehr als Worte. Die Sprache zwischen Männern und Frauen ist sprachlos im doppelten Sinne. Einerseits haben Männer und Frauen verlernt, miteinander effektiv zu kommunizieren, andererseits geschieht sehr viel auf der non-verbalen Ebene. NB: Beziehungen existieren sowohl zwischen Liebes- und Ehepaaren als auch zwischen allen Menschen, die näheren Kontakt zueinander haben, so auch bei der Arbeit. Ein Beispiel aus dem Büroalltag (gefunden bei Dr. Modler: Das Arroganz Prinzip): Ein Projektmeeting ist angesetzt. Die meisten sind schon da, alles Männer. Dann die Projektleitung: eine Frau. Sie ist die einzige Frau im Projekt. Als sie ihre Sachen auspackt und sortiert für eine Präsentation schallt es aus der Gruppe: „Endlich eine Frau da, da wird endlich Kaffee gemacht.“ Peinliche Stille. Die Frau stutzt innerlich, dann geht sie auf den Rufer direkt zu, stützt ihre Hände auf seinem Platz auf, schaut ihn an und fragt: „Haben Sie ein Problem mit mir?“ Sie richtet sich wieder auf, dreht sich um und geht, ohne seine Antwort abzuwarten. Peng, das hat gesessen. Und noch ein kleines Beispiel: Vor einigen Monaten wurde ich zu einem Stammtisch von IT Beratern eingeladen. Als ich dort ankam, befanden sich nur Männer im Raum. Ich grüßte kurz und meinte dann mit einem Schmunzeln: „Okay, somit hebe ich jetzt den Frauenanteil auf 100 %.“ Die Lacher waren auf meiner Seite. Mit der Vorstellung ging es dann munter weiter zum Thema gender communication. Die Herren hatten viele Fragen und Anregungen. Das hat Spaß gemacht und war sehr interessant. Zusammenfassend: Kommunikation besteht aus mehr als Worten. Kommunikation ist immer zuhören – zuhören mit allen Sinnen. Dann ist die Chance sehr groß, zu verstehen, was der andere sagt. Bei der Kommunikation zwischen Mann und Frau, gleich in welcher Beziehung sie zueinander stehen, ist das noch wichtiger. Ich kann nur immer wieder betonen, Kommunikation ist etwas sehr Alltägliches. Die spektakulären Knaller fehlen. Außer der Erkenntnis „Männer und Frauen sprechen verschiedene Sprachen. So wie wir Fremdsprachen lernen und sprechen, ist es notwendig, die Sprache des anderen Geschlechts zu verstehen und zu sprechen.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Erlernen der Sprache des anderen Geschlechts. Ihre Christa Nehls PS: Zum Abschluss noch der Hinweis auf ein ausführliches Interview mit mir durch Oliver Foitzik, www.agitano.com Interview Teil 1 Interview Teil 2 PS2: Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und erscheint in Kürze in Englisch im powerteam-Newsletter meines Trainers und Mentors Bill Walsh. PS3: Teilen Sie dieses eZine![/box]MORE THAN WORDS The eZINE on Gender Communication Viel Lärm um nichts? Der Hype um Alltägliches Es ist bekannt seit alters her … Männer und Frauen können noch so viel miteinander reden, und sie verstehen sich doch nicht. John Gray nahm das in seinem Buchtitel noch provokanter auf: „Männer sind vom Mars. Frauen sind von der Venus.“ Ich füge hinzu: „Manchmal wäre es gut, sie wären dort geblieben. Dann hätten wir vielleicht weniger Probleme.“ Doch ganz ehrlich, fehlte dann nicht die Würze in unserem Zusammenleben? Schauen wir in den Alltag, dann wird es sogar plakativ und teilweise platt. „Männer hören nicht zu und Frauen können nicht einparken“ wie von Allan und Barbara Pease beschrieben. Alles, was von John Gray oder dem Ehepaar Pease beschrieben wird, entbehrt nicht einer gewissen Komik, aber auch dem unspektakulären, alltäglichen, normalen Leben. Häufig genug werden die getroffenen Aussagen als plakativ bezeichnet, also „vordergründig in der Aussage“. Rennen wir deshalb jeder neuen Veröffentlichung, jedem Seminar, jedem Vortrag zum Thema „Kommunikation zwischen Mann und Frau“ hinterher, weil wir die Hoffnung haben, endlich die ultimative Erleuchtung zu bekommen. Tiefgründig zu verstehen, was passiert und wie wir damit umgehen können. Unsere heutige Zeit trumpft mit knackigen Sprüchen und somit Versprechungen auf, dass es eigentlich fast keine Chance mehr gibt, um in Ruhe über Alltägliches nachzudenken. Wir hetzen Versprechen hinterher. Je blumiger der Titel des Vortrags oder des Seminars, umso eher sind wir geneigt, daran teilzunehmen. Wir haben verlernt, auf die leisen Töne zu hören. Können wir wirklich noch zuhören? Zuhören mit allen Sinnen? Unser Gegenüber ganzheitlich und vollständig wahrnehmen? In den vielen Diskussionen, die ich bereits mit unterschiedlichsten Menschen geführt habe, kommen immer wieder Fragen und viele Alltagsbeispiele. z.B. unterschiedliche Prioritäten bei der Planung eines Gästeessens oder der eigenen privaten Mahlzeit. So vieles wird vorausgesetzt an Wissen beim anderen. Hier eine Kleinigkeit, scheinbar unwesentlich: Sie will Mittagessen kochen, hat noch diverse andere Aufgaben, er hat gerade Zeitkapazitäten. Sie bittet ihn, auf den Markt zu gehen und Kartoffeln zu holen. Er kommt zurück, sichtlich zufrieden mit seinem Ergebnis. Sie sieht nur, dass er große Kartoffeln mitgebracht hat, statt der sonst im Haushalt üblichen kleinen Kartoffeln … Die Stimmung ist hinüber. Sie ist verärgert, er auch. Sie hatte nicht die gewohnten Zutaten („aber er weiß doch, dass wir immer kleine Kartoffeln kaufen“), er fühlt sich nicht Wert geschätzt („jetzt habe ich meine wenige freie Zeit investiert, um für sie einzukaufen, und es ist nicht richtig.“) Plakativ? Okay, dann ist die Realität, der Alltag eben plakativ und vordergründig, spektakulär unspektakulär. Im Büro: in der Büroküche stapeln sich die benutzten Tassen. Stillschweigend erwartet jeder, dass die Sekretärin das doch einfach erledigt. Übrigens erwarten das nicht nur die Männer! Heutzutage sind Sekretärinnen/Assistentinnen ein rares Gut und deren Zeit ist mehr als begrenzt. Trotzdem verharren wir in alten Gewohnheiten und Erwartungen statt unser Hirn zu benutzen und schnell die benutzte Tasse in die Spülmaschine zu räumen. Für jeden wenige Sekunden Zeitaufwand, für die Sekretärin ein großer Zeitaufwand. Und ihre Arbeit bleibt liegen. Fällt Ihnen etwas auf? In beiden Beispielen wird wenig bis gar nicht gesprochen. Hier geht es um mehr als Worte. Die Sprache zwischen Männern und Frauen ist sprachlos im doppelten Sinne. Einerseits haben Männer und Frauen verlernt, miteinander effektiv zu kommunizieren, andererseits geschieht sehr viel auf der non-verbalen Ebene. NB: Beziehungen existieren sowohl zwischen Liebes- und Ehepaaren als auch zwischen allen Menschen, die näheren Kontakt zueinander haben, so auch bei der Arbeit. Ein Beispiel aus dem Büroalltag (gefunden bei Dr. Modler: Das Arroganz Prinzip): Ein Projektmeeting ist angesetzt. Die meisten sind schon da, alles Männer. Dann die Projektleitung: eine Frau. Sie ist die einzige Frau im Projekt. Als sie ihre Sachen auspackt und sortiert für eine Präsentation schallt es aus der Gruppe: „Endlich eine Frau da, da wird endlich Kaffee gemacht.“ Peinliche Stille. Die Frau stutzt innerlich, dann geht sie auf den Rufer direkt zu, stützt ihre Hände auf seinem Platz auf, schaut ihn an und fragt: „Haben Sie ein Problem mit mir?“ Sie richtet sich wieder auf, dreht sich um und geht, ohne seine Antwort abzuwarten. Peng, das hat gesessen. Und noch ein kleines Beispiel: Vor einigen Monaten wurde ich zu einem Stammtisch von IT Beratern eingeladen. Als ich dort ankam, befanden sich nur Männer im Raum. Ich grüßte kurz und meinte dann mit einem Schmunzeln: „Okay, somit hebe ich jetzt den Frauenanteil auf 100 %.“ Die Lacher waren auf meiner Seite. Mit der Vorstellung ging es dann munter weiter zum Thema gender communication. Die Herren hatten viele Fragen und Anregungen. Das hat Spaß gemacht und war sehr interessant. Zusammenfassend: Kommunikation besteht aus mehr als Worten. Kommunikation ist immer zuhören – zuhören mit allen Sinnen. Dann ist die Chance sehr groß, zu verstehen, was der andere sagt. Bei der Kommunikation zwischen Mann und Frau, gleich in welcher Beziehung sie zueinander stehen, ist das noch wichtiger. Ich kann nur immer wieder betonen, Kommunikation ist etwas sehr Alltägliches. Die spektakulären Knaller fehlen. Außer der Erkenntnis „Männer und Frauen sprechen verschiedene Sprachen. So wie wir Fremdsprachen lernen und sprechen, ist es notwendig, die Sprache des anderen Geschlechts zu verstehen und zu sprechen.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Erlernen der Sprache des anderen Geschlechts. Ihre Christa Nehls PS: Zum Abschluss noch der Hinweis auf ein ausführliches Interview mit mir durch Oliver Foitzik, www.agitano.com Interview Teil 1 Interview Teil 2 PS2: Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und erscheint in Kürze in Englisch im powerteam-Newsletter meines Trainers und Mentors Bill Walsh. PS3: Teilen Sie dieses eZine![/box]