Dr. Martin Luther King jr. sagte einmal: “Unser Leben hört an dem Tag auf, an dem wir nichts mehr sagen zu den Dingen, die wirklich wichtig sind.”

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Für mich bekam dieser Spruch wieder eine enorme Wichtigkeit in den vergangenen Wochen. Immer noch beschäftigt mich das Thema Migranten, Flüchtlinge und Asylanten. Dieses Mal wird es wohl ein etwas längerer eZine-Artikel zu Kommunikation…

Vor wenigen Tagen führte ich ein Gespräch „über“ den Gartenzaun. Und als so ein Wort das andere gab, waren wir schnell beim Thema Asylanten und den Menschen, die in unserem engen Umfeld leben. Es ist ein Thema, das die Menschen in Deutschland, ja in Europa bewegt. Gemeinsamkeiten tauchten auf – am Gartenzaun: Menschen, die bisher unsere Freunden waren, entpuppen sich plötzlich als Gegner von Einwanderung, ihre Worte und Vehemenz erschrecken. Und mir fehlen die Worte. Eigentlich würde ich gerne sagen:

„Wie kommst Du dazu, so hart zu sein. Wovor hast Du Angst? Seit wann bist Du so hart? Ich habe solche Worte nie bei Dir vermutet. Was lässt Dich so reden?“

Und ich würde doch so gerne sagen:

„Diese Menschen aus Syrien sind vor dem Krieg geflohen. Sie haben ihr letztes Bargeld (denn ein Bankensystem mit Sparbuch etc. gibt es dort nicht) genommen. Sie haben sich auf den Weg gemacht, um eine neue Heimat zu finden, ein Dach über dem Kopf und keine Schüsse und Angriffe mehr. Sie wollen gerne arbeiten und scheitern an der Überforderung unseres Systems. Sie haben ihre Familien zurück gelassen, weil nur für einen das Geld reichte, um fort zu gehen.

Sie sind zu viele, als dass unsere Ämter sie alle sofort „abarbeiten“ können, ihnen ein Dokument fürs Aufenthaltsrecht zu geben, eine Wohnung (in einer Wohngemeinschaft u.ä.) zuweisen, in einen Integrationskurs zu vermitteln, sie in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

Es kommen Ärzte, Anwälte, Köche, Handwerker zu uns. Sie dürfen nicht arbeiten, solange sie nicht erfasst und angehört wurden. Doch dieser Vorgang, dieser Ablauf dauert. Ungerechtigkeiten passieren, manche werden nach wenigen Wochen zum Gespräch gebeten, andere erst nach einem Jahr oder mehr. Die Enge und die Ungewissheit lassen Verzweiflung wachsen, aber auch Wut, Zorn und Ungeduld. Viele wandern daher von einem Aufnahmecamp zum anderen, in der Hoffnung, endlich ein Aufnahmegespräch zu bekommen. Und so kommt es auch zu Mehrfach-Registrierungen. Und ziemlich sicher entsteht daraus auch die Schlagzeile, dass mehr als 10.000 Flüchtlinge untergetaucht bzw. verschwunden seien.“

Und weiter würde ich sagen: „Du hast eine gute Ausbildung genossen in einem Land, in dem Humanismus, Frieden und Sicherheit herrschen seit über 70 Jahren. Wir haben ein Dach über dem Kopf, einen Job und genug zu essen. Große Menschen bestimmten unsere Geschichte, Menschen wie Humboldt, Heidegger, Goethe, Schiller, Einstein, Schweitzer und so viele andere mehr. Wir haben Bildung, und diese Bildung befähigt uns, uns (valide) Informationen zu beschaffen und diese zu interpretieren. Warum macht ihr das nicht?“

Ich erschrecke, dass mir immer wieder der Mut sinkt, dass ich die Worte nicht finde. Es ist mir doch wichtig, dass wir miteinander leben, viele Nationen, den Menschen aus anderen Ländern unsere Kultur zeigen, die so viel zu geben hat, von ihnen über ihre Kultur zu lernen, um unseren Horizont zu erweitern. Ich stamme selbst aus einer kunterbunten Familie, wenn ich die Nationen anschaue: Niederlande, Ungarn, Tschechien, Schweden, Italien u.a.

Nein, ich will nicht, dass diese Menschen komplett in unserer Kultur aufgehen und alles vergessen, was sie ausgemacht hat. Keine Assimilation, nur Integration. Wenn wir alle friedlich in dieser Kultur, in diesem Land miteinander leben wollen, wird es Zeit, dass wir andere Kulturen kennen lernen, akzeptieren und respektieren. Abraham Lincoln sagte einmal: Mut und Charakter bilden sich nicht, wenn Menschen ihre Freiheit und ihre Handlungsfreiheit genommen werden.

Mut ist wichtiger denn je! Daher, wer schweigt, hat das Recht auf Mitwirkung in unserer Gesellschaft verwirkt…

Ich habe mich entschieden, meine Sprachlosigkeit zu überwinden. Sie erleben es zuerst.

PS: Halbwissen ist gefährliches Wissen… also, bitte sorgfältig informieren und dann reden oder wie es früher hieß: Vor Inbetriebnahme des Mundwerks Gehirn einschalten!

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